Update: Die Urnenbeisetzung findet am Donnerstag, 18. August um 14:00 Uhr auf dem Fangelsbachfriedhof (Cottastraße 24) in Stuttgart statt. Von einer Trauerfeier wurde abgesehen.

Zum Tode von Eduard Smetana * 1946 † 2022

Der Zauberer ist tot…

Ein Nachruf auf Eddy ist keine leichte Aufgabe. Wer ihm wirklich begegnet ist, wird seine Lebendigkeit, Präsenz, Vielseitigkeit und seinen Witz nicht vergessen. Und wer ihn nicht kennengelernt hat: Wie will man ihn – in einer übersichtlichen Textlänge – so in Worte fassen, dass zumindest eine Ahnung von ihm entsteht? Eddy konnte sich und andere unglaublich begeistern für Stücke, Autoren, Sprache und das Spiel mit jeder einzelnen Faser des Körpers. Bei Theater- und Festivalbesuchen inhalierte er mit höchster Aufmerksamkeit die Inszenierungen, um sie anschließend freudig, freundlich, neugierig und leidenschaftlich zu diskutieren. Und wie er mit Verve für durchdachtes, stimmiges und kluges Theater stritt. Egal, ob auf großen Freilichtbühnen, kleinen Zimmertheatern oder winzigen Besenwirtschaftsbrettern. Egal, ob William Shakespeare oder Karl Valentin. Gemäß seinem Credo: „Es darf jedes Stück auf den Kopf gestellt werden – aber es muss dort auch stehen bleiben“.

…der Spiegelnarr, der Schwierige, der Märchenhund…

Über mehrere Jahrzehnte hat Eddy im Amateurtheater in Baden-Württemberg deutlich Akzente gesetzt:  Sei es als Mitglied des Künstlerischen Beirats des LABW oder als viel gefragtes Jury-Mitglied etwa für den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg, bei den Göppinger Theatertagen, den Theatertagen am See oder dem Theatertreffen im belgischen St. Vith, um nur einige zu nennen. Als Workshopleiter des LABW hat er viele von uns inspiriert, angespornt und heiß gemacht darauf, noch eine weitere Interpretation eines Textes zu finden. Und noch eine. Und noch eine… Wie eindringlich er mahnte, sich nicht mit dem erstbesten Einfall zufrieden zu geben und immer wieder auf’s Neue dem Text, dem Regieansatz und den Spielenden auf den Busch zu klopfen: „Stimmt das so? Ist das wirklich echt? Was steckt da noch drin?“ Anstrengend für Kopf und Körper waren seine Workshops – und dennoch (oder vielleicht deswegen) sind alle glücklich und erschöpft nach Hause gefahren.

Eddy lebte Mundart. Er hat einen kleinen Gedichtband mit schwäbischer Lyrik veröffentlicht und übertrug viele Stücke von Fitzgerald Kusz ins Schwäbische. Für ihn war Mundarttheater echt, erdend, nah am realen Leben und tiefgründig – und es verlangte denselben hohen Qualitätsanspruch wie klassische Stücke. Als Jury-Mitglied des „Oskarle“ erstritt er so manchen Preis für durchaus unkomfortable Inszenierungen.

Als Gründer und Regisseur der Theatergruppe ä&ö in Stuttgart gelangen ihm spannende und außergewöhnliche Inszenierungen, die häufig zu Theatertreffen eingeladen wurden. Die Gastspielreise nach Japan mit seiner Inszenierung von „Schule mit Clowns“ gehörte sicher zu den Highlights – nicht zuletzt, weil sie die Tür für jahrelangen fruchtbaren Austausch zwischen baden-württembergischen Ensembles und Japan öffnete. Er war an vielen Theatern und in unzähligen Projekten aktiv: u.a. am Naturtheater Grötzingen, im ABV Zimmertheater, bei den Eulen, im Theaterbrettle Plüderhausen, bis hin zum Kindertheater Kruschteltunnel und der Konstanzer Puppenbühne. Als Gastregisseur schrieb und inszenierte er zur 800-Jahr-Feier von Echterdingen das Heimatspiel „Echterdingen, ein wohlgebaut heiter Dorf…“, das viele Echterdinger erstmals mit dem Theater in Kontakt brachte. Mit der gleichen Leidenschaft wie er inszenierte, spielte Eddy auch. Bei semi-professionellen Shakespeare-Inszenierungen in Sindelfingen ebenso wie im Amateurtheater-Ensemble Baden-Württemberg, in der Besenwirtschaft oder in einem Kurzfilmprojekt.

Eddy liebte außerdem Musik, insbesondere Jazz (in jungen Jahren diesen auch am Schlagzeug spielend), den Zirkus und das Varieté. Und: Er konnte wahrhaftig zaubern – nicht nur auf der Bühne.
Still und leise ist er nun gegangen.

und tot sein, heißt, er lebt. Er wechselt nur die die Gestalt.

Von Iris Knop, LABW-Präsidiumsmitglied a.D.
mit Elementen aus André Hellers „Der Zauberer ist tot“